Interview mit dem Kinderbuchautor Alex Rühle auf der Leipziger Buchmesse

Das Interview führten Anton Opitz und Navid Bayos aus der Klasse 5b der Hunsrück Grundschule

 

Wann hast Du angefangen, Bücher zu schreiben?

Ich habe vor zehn Jahren mein erstes Buch geschrieben: Ohne Netz!, hieß das.

Es ist mein Erfahrungsbericht darüber, wie es ist, ein halbes Jahr ohne Internet und Handy zu leben. Und vor drei Jahren habe ich angefangen, Kinderbücher zu schreiben.

Wolltest Du schon immer Buchautor werden?

Nö, bis ich 30 war wusste ich gar nicht was ich beruflich machen soll. Ich hab irgendwas studiert, dann habe ich als Kellner gearbeitet und als Clown im Krankenhaus. Da habe ich dann Quatsch mit Kindern gemacht, die im Krankenhaus liegen mussten.  Mit 30 habe ich dann angefangen, Artikel für die Süddeutsche Zeitung zu schreiben, wo ich heute immer noch Kulturredakteur bin. Das mache ich nun seit 20 Jahren und das macht mir immer noch viel Spaß.

Wie lange brauchst Du um ein Buch zu schreiben?

Ewig!  Ich schreibe die Bücher ja meist nachts. Ich habe Schlafstörungen. Da wälz ich mich dann manchmal im Schlaf und mache mir Gedanken über die Probleme der Welt und meine Eigenen und denke: Alles ist so schlimm…

Dann stehe ich oft auf, setze mich in die Küche und schreibe eine oder zwei Stunden. Meistens schreibe ich dann lustige Sachen, Gedichte….Kurzgeschichten und so sind dann auch meine Kinderbücher entstanden. Nachts in der Küche.

Am Abend bin ich nach Hause gekommen und wir haben so ein altes Türschloss, das hat  an diesem Abend geklemmt. Und kam mir nachts im Bett die Idee, dass ein Schlossgespenst ja auch in einem Türschloss wohnen könnte. Da bin ich aufgestanden, in die Küche gegangen und habe das erste Kapitel meines ersten Kinderbuchs  Zippel. Das wirklich wahre Schlossgespenst geschrieben.

Was fasziniert Dich daran, Bücher zu schreiben?

Das schreiben für die Zeitung ist immer so ernst. Da muss immer alles stimmen, sonst beschweren  sich die Leser. Beim Buch kann man sich die Geschichten einfach selbst ausdenken. Und man weiß am Anfang noch gar nicht, wohin die Geschichte einen führt und wie sie endet. Zum Beispiel bei meinem neuen Buch Traumspringer. Da hatte ich am Anfang die Idee, dass es doch toll wäre, wenn man die Träume von anderen miterleben, also hineinspringen könnte. Und dass vielleicht die Träume von uns Menschen irgendwo archiviert werden.

Wenn Du eine Idee hast ist es dann leicht, den Rest zu schreiben?

Nein, überhaupt nicht, du hast eine Idee, die kommt so FLUPP und die ist auf einmal da. Du weißt überhaupt nicht, wo sie her kommt. Und den Rest zu schreiben, das dauert und dauert und dauert. Und dann habe ich eine ganz nette Lektorin. Wisst Ihr, was eine Lektorin ist. Das ist Jemand, die in einem Verlag arbeitet, Deine Geschichte liest und Dir sagt, was in die Geschichte passt und was nicht. Die sagt, das ist toll, aber das glaube ich Dir noch nicht. Beim Zippel war das so, dass sie sagte: Die Eltern der Hauptperson Paul sind noch echt langweilig. Und dann hab ich mir ausgedacht, dass der Vater arbeitslos ist und die Mutter so richtig schlecht kocht und dass ist dann ein Witz, der im Buch immer wiederkommt. Und das war echt gut, dass die Lektorin mir das gesagt hat. Davor waren das so ganz langweilige Eltern, die immer nur ihrem Kind den Kopf tätscheln. Also die Lektorin hilft mir wirklich sehr. Manchmal schreibe ich die Stellen immer wieder, bis sie dann gut sind.

Ist es schwerer ein Buch zu schreiben oder ein Artikel für die Zeitung?

Das ist anders schwer. Man kann das vielleicht mit dem Laufen vergleichen. Das eine ist ein Marathonlauf, das andere ein 100 Meter Lauf. Bei der Zeitung musst Du halt schnell schreiben, musst von einem auf den nächsten Tag fertig sein. Weil wenn Du die Zeitung aufschlägst, kann ja nicht darin stehen: ‚Liebe Damen und Herren, dem Alex ging’s gestern nicht gut, deswegen ist der Text nicht fertig. Malen sie sich selbst ein Bild in diese leere Fläche.’ Du musst einfach Deinen Text fertig kriegen.

Glaubst Du, Du schreibst noch mehrere Kinderbücher?

Ich hab noch eins fertig, ein Buch über einen Riesen, das in Gedichtform geschrieben ist. Und dann arbeite ich noch an der Fortsetzung von Zippel.

Hast Du ein Lieblings-Kinderbuch?

Ich hab viele. Also mindestens drei von Astrid Lindgren: z.B. Madita, Ferien auf Saltkrokan… Und kennt Ihr Die Mississippi Bande? Das ist toll.

Was hast Du als Kind gerne gelesen?

Ich selbst hab früher eher langweilige Kinderbücher gelesen: Die drei Fragezeichen und so. Massenware. Die guten Kinderbücher hab ich eigentlich erst kennengelernt, als ich selbst Kinder hatte. Ich hab früher gerne Asterix gelesen. Die finde ich immer noch toll. Und Tim und Struppi hab ich gelesen, das fand ich auch gut und die Sachen von Michael Ende Die unendliche Geschichte und als ich kleiner war: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer.

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